Der Traum vom Fliegen.
Schon vor dem ersten Vogelzwitschern bin ich wach und schleiche leise in die Küche.
Der Rest meiner Familie schläft noch selig. Es ist ja auch gerade erst zwanzig nach vier.
Normalerweise würde ich sonntags nicht vor neun Uhr aus dem Bett kriechen… aber heute - ich kann einfach nicht mehr schlafen! Bin viel zu aufgeregt.
Ich brühe frischen Kaffee auf und nehme den Gutschein nochmals vorsichtig vom Regal.
Den haben mein Mann und meine Kinder mir letzte Woche zum Geburtstag geschenkt. Damit haben sie mir einen lang gehegten Traum erfüllt- einen Rundflug mit dem alten Doppeldecker, der Antonow über Bottrop!
Ich war total aus dem Häuschen, habe sogar vor Freude ein paar Tränen vergossen.
Wie oft habe ich mir vorgestellt, dort oben zu sitzen und den grandiosen Ausblick über unsere Stadt zu genießen. Nur, ich hätte nie die Initiative ergriffen um mir wirklich ein Ticket zu kaufen.
So ist das halt mit Träumen!
Jetzt halte ich eins in meinen Händen und lass heute meinen Traum real werden. Nachdem ich genüsslich einen Kaffee getrunken habe, dusche ich ausgiebig und ziehe mich an. Oh, Gott, erst zehn nach sechs.
Warum nur vergeht die Zeit so langsam, wenn man auf etwas bestimmtes wartet und andererseits rast der Zeiger nur so dahin, wenn man sich wünscht, die Zeit würde für einen Moment still stehen?
Also schnappe ich mir die Leine und gehe eine Runde mit unserem Hund.
Ich habe das Gefühl, die ganze Siedlung schläft noch. Nur vereinzelte Fenster sind erhellt. Sonntagmorgen- wer steht da schon freiwillig so früh auf. Charly, unser Golden-Retriver genießt die Ruhe jedenfalls. Gemächlich trotten wir durch die Straßen. Um kurz vor sieben kommen uns erste Leute entgegen.
Zuhause angekommen decke ich den Frühstückstisch und schnappe mir einen dampfenden Kaffeebecher, um meinen Mann sanft zu wecken.
Zerknautscht wühlt er sich aus den Kissen und blickt auf die Uhr. „Halb acht? Geht´s dir noch gut?! Heute is´ Sonntag!“
„Nun, ich wünsche dir auch einen guten Morgen, mein Schatz. Ich hab frischen Kaffee für dich!“ Vorsichtig reiche ich den Becher rüber.
„Frühstück ist fertig, steh auf!“ unsanft ziehe ich das Rollo hoch.! Denk dran, um zehn Uhr geht mein Flug los!“ Grummelnd zieht er sich das Kissen über den Kopf und ich setze meinen Weckdienst bei den Kindern fort.
Keine vierzig Minuten später sitzen wir mehr oder weniger munter am Frühstückstisch. Um neun Uhr sind wir endlich fertig und fahren los. Ich hab schon richtig Bauchweh vor Aufregung.
Wird es wohl so, wie ich es mir immer vorgestellt habe?
Die drei Morgenmuffel an meiner Seite können mir nicht die gute Laune verderben – nicht Heute! ......